Gestern schlug mir jemand vor, doch einmal eine Podiumsdiskussion zum Thema "Google Street View" zu veranstalten.
Als "Google-Freund" dachte ich sofort "Prima Idee, eine gute Gelegenheit, einmal mit dem einen oder anderen Vorurteil aufzuräumen".
Dann kam aber sehr schnell die Ernüchterung. Ich sah vor mir ein Bild hilfloser alternativ streitender Diskussionsteilnehmer.
Die Debatte um diesen modernen Weltatlas ist wohl mit zu wenig konkreten Daten und zu viel Emotionen belastet.
Auch die eine oder andere Lobby und die Freude der Medien, wieder mal einen guten Nachfolger für die Vogel- und andere Grippen gefunden zu haben, tragen zur Verschleierung bei. Ökonomisch bewegen wir uns hier auch im geheimnisumwobenen Umfeld von Geodaten (teilweise behördlich - also mit unseren Steuergeldern - erstellt, aber zu horrenden Preisen verkauft, jahrzehntelang solides Modell für Verhinderung von Innovationen). Besonders unklar wird es dann, wenn sich jemand - sicher nicht ganz zu unrecht - auf "die anderen" Datensammler bezieht, wo dann auch schon mal der Geheimdienst einbezogen wird. Fehlen nur noch die Gewerkschaften und die Parteien. Dann sind wir endgültig auf Stammtischniveau gelandet.
Zieht man einmal alles, zu dem konkrete Angaben fehlen, ab, bleibt nicht viel.
Google sammelt sehr professionell Daten und macht daraus faszinierende Anwendungen (Microsoft ahmt hier z.B. Street View relativ schamlos nach und integriert in Technologiestudien gleich noch Livemitschnitte von Handycams).
Wie jedes Werkzeug, können diese Anwendungen von guten und bösen Menschen genutzt werden (bisher sind wir ja von laptopbewährten, durchs Land schwadronierenden Gangstertrupps zum Glück verschont geblieben -upps, jetzt habe ich wohl den Rahmen der Objektivität verlassen :-) ).
Die Daten kann man in vielerlei Hinsicht verknüpfen. Google tut das definitiv mit dem Hintergrund, uns allen auf uns persönlich zugeschnittene Werbung zu offerieren. Das tut Google sehr konsequent und verdient sehr viel Geld damit. Im Gegensatz zu den weiter oben erwähnten, etwas nebulösen Konkurrenzdatensammlern, gibt es also eher keinen Beweggrund, sich von diesem erfolgreichen Geschäftsmodell zu entfernen (Hintertüren zur CIA, Verbündung mit China usw. natürlich ausgeschlossen - wieder solche Dinge, die ich keinesfalls beurteilen kann und über die ich keinerlei Kenntnis besitze).
Und dann hört es auch schon auf mit den Fakten. Historisch gesehen, sind wir einfach mal wieder an einer Stelle, wo - oh Schreck - etwas Neues auftaucht.
Ich persönlich wünsche mir, das Google das Innovationstempo beibehält, seinen Topleuten weiterhin Freiheiten für Experimente lässt und weiterhin "nicht im Weg" steht, sondern die Menschen "enabled".
Kennt jemand eine Internetplattform, auf der eine Faktensammlung mit Abstimmungs-, Diskussions und Bewertungsmöglichkeiten angeboten wird ? Wo "Stammtischargumente" ausgesiebt werden und fehlende Fakten zur Annulierung des Argumentes führen. Ich würde so etwas gerne nutzen wollen, statt eine religiös geprägte Podiumsdiskussion mit wenigen - vielleicht selbst ernannten - Fachleuten zu organisieren. Schließlich sind wir doch schon im Web 2.0 angekommen.
Posted via email from Roland's posterous