Donnerstag, April 11, 2013

Die 7 Ja Sensoren

Niveau ist ja bekanntlich keine Handcreme. Aber wie tief kann es denn noch gehen.

Gerade habe ich eine Einladung zu diesem Webinar bekommen: http://powerwebinar.de/christiani/

Wieder mal ein Toptrainer, der nur das eine oder andere Knöpfchen drücken muss, damit man auch das mieseste Produkt an den Mann bringt.

Diesmal muss "Neuro" herhalten.

Ja, meine Kunden tauchen so gut wie nie (man soll ja nie "nie" sagen") in Kernspinthomografen auf.
"Karstadt" in einem Beispiel für eine in einem solchen Gerät durchgeführte Messung zu verwenden, halte ich für zutiefst manipulativ. Das weckt Emotionen, die in beliebige Richtung gehen können und mit dem Inhalt der Ansprache des (eingepferchten) Kunden wenig zu tun haben.

Ja, es wäre ein Traum, wenn es auch nur einen "Knopf" geben würde, der einen Kunden zum Kauf verführt.
Den gibt es sicher (alle Luxusmarken kennen ihn). Aber die üblichen Verdächtigen, die in solchen Seminaren ihre Zeit verschwenden (Multi Level Marketer, Finanzberater und Fachleute für betriebliche Altersvorsorge), haben diesen Knopf nicht und werden ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht finden.

Ja, wenn der "Knopf" aus einem "Sprachmuster" bestünde, würden diverse Konzerne, die (wahrscheinlich im Gegensatz zum Vortragenden) über die finanziellen Mittel verfügen, relevante Tests in den "Kernspins" durchzuführen, uns schon in den Hotlines und wahrscheinlich auch in der Fernseh-, Film- und Kinowerbung damit zu willenlosen Käufern machen.

Ja, es wäre schön, wenn Vertrieb so simpel wäre. Meistens muss man sich aber schon etwas mehr Mühe geben, als auf vorgefertigte Muster zurückzugreifen. "7 Ja Sensoren", "Einwandbehandlung", "Verhandlungsstrategie" und weitere Begriffe, die eher an Kriegsführung denn an menschliches Miteinander erinnern, haben zwei Eigenschaften:
Man braucht das alles nur, wenn man sein Gegenüber nicht ernst nimmt und das Gegenüber ist tatsächlich lernfähig und identifiziert nahezu alle dieser mehr oder weniger raffinierten Methoden.

 Ja, das Leben ist anstrengender, als es in solchen Videos dargestellt wird. Die Nähe von Video zu Kino und Traumwelten kommt nicht von ungefähr. Da wird aufwendig produziert (gilt nicht für das Video zu dem der Link führt), um dem Zuschauer ein gutes Gefühl zu vermitteln. Nicht mehr und nicht weniger.

Ja, man kann mit solchen Videos Geld verdienen. Solange genügend Leute darauf hereinfallen, solange es zu viele Berater, Gurus und zu wenig Innovation in Deutschland gibt und solange jeden Morgen ein Dummer aufsteht, finden solche Gurus das zahlende Publikum, das keinerlei Business KnowHow hat und deshalb über jede Erkenntnis aus 5-10 mal vorgetragenen Weisheiten eines Vortrages erstaunt ist. Hochgefühl garantiert. Geschäftsträchtige Nachwirkung nicht vorhanden.

Ja, die leicht zu dick aufgetragene Krawatte und das nicht ganz passgenaue Sakko lassen bei mir sämtliche Alarmsensoren aktiv werden.

In diesem Sinne: happy selling with sensors

Posted via email from Roland's posterous