Mittwoch, November 28, 2012

Gedanken im Stau - reverse Airbag (Satire)

Brüssel, 28. November 2012
 
Die europäische Union und das deutsche Bundesverkehrsministerium verkündeten heute morgen um 10:00 Uhr den Start eines groß angelegten Feldversuches zur allgemeinen Beschleunigung des täglichen Verkehrs auf deutschen Autobahnen.
Eine bereits seit 2 Jahren laufende Vorstudie des Institus für Stauforschung an der technischen Hochschule Darmstadt hat sowohl den durch Staus entstehenden volkswirtschaftlichen Schaden beziffert, als auch die beiden Hauptursachen für Staus mit Zahlen belegt. Der Schaden beläuft sich auf durchschnittlich jährlich 7,8 Billiarden Euro, enstanden durch überhöhten Benzinverbrauch, erhöhte Umweltbelastung durch die entstandenen Abgase und vor allen Dingen durch Folgekrankheiten von Stress und Hypernervosität der im Stau stehenden Personen, von denen 82% auf dem Weg zu feststehenden Terminen sind. Die restlichen 18% setzen sich aus Touristen und Rentnern zusammen.
Hauptursache Nummer eins für Staus ist zu geringe Geschwindigkeit. Untermotorisierte Fahrzeuge und Verkehrszeichen, die völlig abstruse Höchstgeschwindigkeiten vorgeben, sind die Treiber für dieses Problem.
Nebenher wurde ebenfalls der Mythos entschleiert, dass die immer wieder angeführte "überhöhte Geschwindigkeit" als belastbarer Grund für Unfälle Bestand hat. Einerseits würden sicher keine Unfälle geschehen, wenn alle Beteiligten in Parkposition verblieben wären. Genau so sicher ist aber auch die Tatsache, dass die vermeintlichen Unfallbeteiligten schon weit weg von der Unfallstelle gewesen wären, hätten sie denn höhere Ansprüche an die eigene Geschwindigkeit gestellt.
Ursache Nummer zwei und Ziel des Großversuches sind Fahrzeuge, die durch unmotiviertes Bremsen den Nukleus für einen Stau erzeugen.
Unter dem Arbeitstitel "reverse Airbag" wird an der dringend notwendigen Lösung des Bremsproblems gearbeitet. Vorgestellt wurde der reverse Airbag, im Volksmund bereits als "Platz da !!!"-Box bekannt, als einbaufertiges System, das in jedes halbwegs moderne Fahrzeug in die Bordelektronik integriert werden kann. Die Platzierung der Box selbst ist dabei relativ beliebig. Mit Abmessungen von 120x50x80mm ist der Einbau völlig problemlos möglich.
 
Wie funktioniert der reverse Airbag ?
 
Ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h aktiviert sich der reverse Airbag und überprüft die Bremsfunktionen des Fahrzeugs in Kombination mit der in immer mehr Fahrzeugen vorhandenen Fahrspurassistenten. Wird die Bremse betätigt, ohne das ein Fahrspurwechsel vorliegt - das typische Initialevent für einen Stau - wird die in der Box enthaltene Sprengladung gezündet. Ziel des Großprojektes ist die Ermittlung der optimalen Sprengstoffmenge. Das betroffene Fahrzeug sollte möglichst spurlos von der Autobahn entfernt werden ohne allzu große Krater auf der Fahrbahn zu hinterlassen. Das Entwicklerkonsortium, bestehend aus den Firmen Siemens, Volkswagen und Dynamit Nobel, veranschlagt einen Zeitraum von 6 Monaten für die Ermittlung der optimalen Sprengstoffmenge.
 
Positive Folgen des reverse Airbag
 
Freie Fahrt für freie Bürger. Nach aktuellem Forschungsstand ist eine Mindestgeschwindigkeit von 180 km/h durchaus denkbar. Klares Ziel aller politischen Fraktionen ist - nach Abschluss aller Feldversuche - eine Mindestgeschwindigkeit von 200 km/h.
 
Boom in der Baubranche. Auch wenn die Beschädigungen der Fahrbahn optimiert werden, müssen diese doch dauernd behoben werden. Ein neues Vergabverfahren erlaubt die rollierende Beschäftigung vieler verschiedener Baufirmen.
 
Geländewagenboom in der Autobranche. Der aktuell stagnierende Absatz von Geländewagen wird durch eine steigende Nachfrage nach sehr schnellen aber dennoch geländegängigen Fahrzeugen abgelöst werden.
 
Boom in der Fahrzeugrecyclingbranche. Die entsorgten Bremser werden für jede Menge Recyclingmaterial sorgen. Hier werden neue Dienstleister entstehen, die für eine störungsfreie Entsorgung und intelligente Wiederverwendung der Abfälle sorgen.
 
Boom bei den Sprengstoffherstellern. Nach einer großen Spitze im Umsatz (viele Autofahrer müssen sich an die neue Funktion gewöhnen) wird ein ständiger Bedarf an gut dosierbaren Sprengstoffen entstehen.
 
Zusammengefasst wird hier volkswirtschaftlicher Schaden in einen Boom der Volkswirtschaft umgewandelt.
 
Zukunftsaussichten
 
Nach der Implementierung in möglichst viele PKW soll der reverse Airbag zur Standardausrüstung aller Neuwagen gehören. EU-Abgeordnete arbeiten intensiv an der europaweiten Einführung des Systems.
Im Anschluss an diese Projektphase ist ein weiterer Feldversuch geplant, der der Ermittlung der Geschwindigkeitsparameter und Sprengstoffmengen für Lastkraftwagen und Baustellenfahrzeuge dienen soll.
 
Die Arachno GmbH wünscht allzeit gute Fahrt (und bitte nicht unnötig auf der Autobahn bremsen) :-)

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